Story Roads Publishing – Bücher

Willkommen liebe Leser, Buchhändler, Partner und Interessierte auf den Verlagsseiten von Story Roads Publishing.

Aktuelle Bücher

Brunshaupten

Roman, gebunden, 456 Seiten
Marc Krautwedel

Erstauflage auf Wunsch signiert (nur beim Verlag)

456 Seiten über eine Familie in Kühlungsborn. 6 Monate zwischen eingefahrenem Alltag, Zukunftsperspektive und berechtigten Existenzängsten. Von Emanzen und Nationalstolz; von Generation Z bis zum Sanddornsterben; von Tourismus und der ungeliebten Abhängigkeit von ihm; von Arendsee, das sie Aaronsee nannten, bis es „judenfrei“ gemeldet wurde.

sonstige Bezugsquellen

Alte essen weniger

„Hallenbad, Riesenrutschen, Freizeitpark, Zoo, Wassersport, Megakonzerte, das ist es, was die Gäste verlangen.“
„Wir wollen Qualität statt Quantität.“
„Das riecht aber gut.“
„Vor allem brauchen wir Wohnraum für unsere Kinder und die Leute, die im Tourismus und in der Gastronomie arbeiten. Das geht so nicht weiter.“
„Und den Geschäften.“
„Vielleich einen Schwung von fünfhundert Gästezimmern aus dem Markt der gewerblichen Ferienwohnungen in den echten Mietmarkt für Erstwohnsitze bringen.“
„Bist du irre? Wer macht da mit? Das bringt weniger, sind eigene Nutzungseinheiten – freu dich auf den Umbau – und am Ende wirst du die Mietnomaden nicht wieder los.“
„Ach ja? Und wer beschwert sich, dass die Bleibezeiten bei den Buchungen immer kürzer werden, dass man die pauschale Reinigung kaum mehr im Preis unterbringen kann, sofern man nicht selbst putzt?“
„Die normalen, einfachen Gerichte sind zu teuer. Die Gäste überlegen es sich zweimal. Dann zwei Regentage obendrauf und sie kommen hier nicht wieder her, wenn wir nicht mehr anbieten als andere Strandbäder.“
„In unserem Laden haben wir keine Probleme, weil wir am Puls der Zeit sind“, sagt einer der Restaurantbetreiber, der nicht so beliebt bei den anderen ist, was nichts mit Missgunst oder sogar Neid zu tun hat. Er ist draußen etwas lauter wie auch seine Gäste. „Unsere Bewertungen und Kritiken sind Top. Besser geht es nicht.“
„Wie auch? Kaum schreibt einer etwas weniger Begeistertes über euren Laden, schlagen zwei Höchstnoten von neuen Profilen mit Erstbewertungen und so auffällig unauffälligen Gesamtbewertungen in den Duftnoten ›locker‹ und ›sachlich‹ auf. Ein Wunder.“
„Es duftet wirklich gut aus der Küche.“
„Leute, das Problem mit Gästen, die man nicht zufriedenstellen kann, und wenn man sich auf die Hinterbeine stellt, haben wir alle.“
„Es gibt keine schlechten Gäste. Der Kunde ist König.“
„Was?“
„Wo kommst du denn her?“
„Wer möchte Apfelkuchen?“
„Die Kinderkarten sind eine gute Idee, aber wir sollten zusätzlich kleinere Portionen günstiger anzubieten. Die Alten essen nun mal weniger.“
„Alte Leute? Wie kommst du drauf? Wo?“
„Hast du Tomaten auf den Augen?“
„Im Tourismusbericht steht klipp und klar, dass wir als Seebad einen geringen Altersdurchschnitt haben.“
„Sieh dich doch mal um. Und dass da jemand einen Hungerast schiebt, glaube ich nicht.“
„Wir brauchen mehr Action.“
„Noch mehr Zelte? Leere Konzerttribünen, obwohl das Wetter mitspielt? Oder willst du Bretterbuden?“
„Andere Qualitäten.“
„In Ermangelung der Wahrheit kreiert der Geist Welten, deren Sprache höchstselbst Schöpfer eigener Prämissen ist.“
„Hanna, was faselst du da? Wir sprechen von Attraktionen für die Urlauber, nicht von Parallelwelten.“

Es ist Freitagnachmittag und ein hitziger, im Verein ›Spanten und Planken‹ organisierter Kreis von außerpolitisch am Standort Interessierten sitzt wie alle zwei Wochen zusammen und sie ›schnacken‹ über die vornehmlich touristische Entwicklung im Ort. So abgesichert die Familien im Einzelnen auch sein mögen, geht es zumeist nicht direkt um die Existenz, aber immer unmittelbar an die Substanz. Da ist es schwierig, mit norddeutschem Gleichmut anderen Meinungen zu begegnen, wenn doch alle am gleichen Strang am selben Strand ziehen wollen. Selbstredend haben sie vor, inmitten und nach der Saison jedenfalls einen Eindruck, wie es läuft und ob Schwankungen erklärbar sind oder sich Tendenzen abzeichnen. Das Thema ist komplexer, als es ein Umsatz, eine Belegungsstatistik oder eine demografische Analyse darzustellen vermag. Es bleibt persönlich. Die Heimat ist kein Kreuzfahrtriese, den man irgendwo in einem malayischen Hafen abwrackt und auf steigende Stahlpreise wartet.

Sechs Monate aus dem Leben einer Familie in Kühlungsborn, die es in sich haben. Entscheidungen müssen getroffen werden. Der Sanddorn, den die Familie anbaut, geht ein. Sie haben auch Ferienwohnungen, die als Haupteinnahmequelle zu unsicher sind. 

Die fünf volljährigen, zum Teil nur latent erwachsenen Kinder – davon vier Töchter – haben mehr oder minder eigene Vorstellungen und Pläne.  

Ende März ist Tourismus noch nicht auf den Straßen, den Kneipen und am Strand erlebbar. Nur noch schwelende Gefühle verschiedenster, gar gegensätzlichster Art werden bald von der Sonne erneut entfacht.

Familie Baller, die Großmutter, eine Feministin, Nationalistenhasserin und Stasigegnerin Hanna Glowatz und Tante Trixi, die aus New York zurückkam, haben größere Probleme. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert